Marienkapelle

Marienkapelle (c) Ulrich Sczech

Bedeutung

Marienkapelle

Erbaut

1876

Namensherkunft

Die Immerwährende Hilfe (ital.: perpetuo soccorso)  ist ein Marien-Bildtypus, der in der Neuzeit, Vorbildern in der Ostkirche folgend, verbreitet wurde.

Namensbedeutung

Neben der Herleitung zu dem hebräischen Mirjam, dem Namen der Prophetin und Schwester des Moses im Alten Testament. Eine Herleitung zum hebräischen Stamm MRA, „mästen“ ist denkbar. Maria würde demnach „die Wohlgenährte“ bedeuten.

Namenstag

25. April (Markus)

01. Januar (Maria)

Pflege und Instandhaltung

Die Kapellengemeinschaft, in der es keine fest Mitgliedschaft gibt, zeichnet nicht nur für die Unterhaltung der Kapelle verantwortlich, sondern fühlt sich auch für die Reparaturen und Verschönerungen des kleinen Gotteshauses zuständig

Heutige Nutzung

An allen Hauptfesten Mariens, sieben im Jahr findet abends zu einer gelegenen Stunde das Rosenkranzgebet statt, nebst einer Litanei zu Ehren der Mutter Gottes. "Wenn jemand in unserer Ortschaft Trietenbroich stirbt" "soll in ähnlicher Weise jeden Abend eine Andacht gehalten werden, bis die Beerdigung stattgefunden hat."

Marienkapelle Standort (c) Ulrich Sczech
Historisches

Dass auch im Trietenbroich aus tiefverankerten christlichem Lebenswandel heraus die Kapelle nur durch die große Eigeninitiative der Trietenbroicher gebaut werden konnte, ist in der Kapellen-Chronik nachzulesen.

Wie die Urkunde erzählt, ging dem Kapellenbau ein Beschluss aller Trietenbroicher voraus. Das benötigte Baugrundstück wurde von den beiden Trietenbroicher Peter Matthias Peters und Heinrich Kremer mit der Bedingung zur Verfügung gestellt, "keine hochaufgehenden Pflanzen drum zu setzen, welche dem anschließenden Grunde nachteilig werden können".

Die beiden Verkäufer verschenkten aber zugleich den Kaufpreis zur Verwendung der Baukosten. Weiterhin bewirkten sämtliche Bewohner durch ihre freiwilligen Beiträge, dass der Bau noch im selben Jahr (anno 1876) vollendet wurde. In der Kapellen-Urkunde wurde ebenfalls der Beschluss festgehalten, dass an allen Hauptfesten Mariens, sieben im Jahr an der Zahl, abends zu einer gelegenen Stunde das Rosenkranzgebet stattfinden soll, nebst einer Litanei zu Ehren der Mutter Gottes und auch dabei "der Verstorbenen unserer Verwandten zu gedenken". "Wenn jemand in unserer Ortschaft Trietenbroich stirbt", so heißt es in der Urkunde weiter, "soll in ähnlicher Weise jeden Abend eine Andacht gehalten werden, bis die Beerdigung stattgefunden hat." Ferner, wenn ein Trietenbroicher stirbt, ruft das Turmglöckchen zur Andacht.

 

Ein vierköpfiger "Vorstand" der Kapellengemeinschaft zeichnete nicht nur für die Unterhaltung der Kapelle verantwortlich, sondern war auch für die Reparaturen und Verschönerungen des kleinen Gotteshauses zuständig. Das kleine Gotteshaus beherbergt mit dem heiligen Markus einen weiteren Heiligen. Als Schutzpatron von Trietenbroich steht der heilige Markus über dem Außenportal in einer Nische. "Alle Jahre am Markustag", so berichtet der Chronist, "sieht er, der heilige Markus, die Pfarrprozession an sich vorüberziehen." Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, so wissen Trietenbroicher Senioren zu berichten, besaß die Kapelle so etwas wie Wallfahrtscharakter für das heimatliche Umfeld.

Zu den Andachten kamen nicht nur Steinhausener und Liedberger durch den "Hafges Busch" nach Trietenbroich. Bei den Marien-Andachten war die Anzahl der Teilnehmer oftmals so groß, dass sie noch im benachbarten Baumgarten "Bonget" standen. Konnte man zu Gründungszeiten von der Kapelle aus über wogende Getreidefelder bis zum Dorf Korschenbroich schauen, so ist dies heute natürlich nicht mehr möglich. Aus fruchtbaren Äckern wurde längst Wohngebiet.

Noch bis zum Ersten Weltkrieg waren die Marien-Andachten in Trietenbroich wallfahrtsartig bekannt. Selbst Liedberger kamen durch den Hoppbruch zu den Andachten. Auch Gläubige aus dem Korschenbroicher Dorf, aus dem benachbarten Neersbroich, aus Giesenkirchen und aus Schelsen. Kamen zu den Andachten.

In den vergilbten Unterlagen taucht immer der Name des Mitbegründers Matthias Bungter auf, der den Kapellenbau mitplante.

Heute

Auch wenn zwischenzeitlich der Vorsitzende der Kapellengemeinschaft den Titel "Brudermeister" ablegte hat und es keine feste Mitgliedschaft mehr in der Kapellengemeinschaft gibt, hat sich am frömmigen Geist rund um die Kapelle nichts verändert. Im Gegenteil, sie ist der Mittelpunkt der Honschaftsgemeinschaft und wenn das kleine Glöcklein erklingt, fühlt sich jeder Trietenbroicher angesprochen und eilt zur Kapelle.

So ist die Trietenbroicher Kapelle für Generationen zum Zeugnis gelebten Glaubens geworden und trotz Wirrnisse der Zeiten auch geblieben. Die Schlichtheit des gotischen Baustils und der auffallenden schlichten Inneneinrichtung hat nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt. Sie erlebte manchen Trauerfall, aber auch manche Stunde des Trostes. Die Kapelle neben der Gaststätte Heinrichs ist das Herzstück der Trietenbroicher Honschaft. Verständlich das der 125. Geburtstag im kommenden Jahr entsprechend gefeiert werden wird.

125 Jahrfeier im Jahr 2001

Am 4. Juli, dem Gründungstag wurde 2001 die Kapelle zu Ehren "unserer lieben Frau von der immerwährenden Hilfe" 125 Jahre alt. Honschaft und Kapellengemeinschaft haben 125 Jahre am so genannten "Gotemseng" (Gotemsende) die zivile und religiöse Geschichte mitgeschrieben.

Dass, was Korschenbroichs Pfarrer Alois Müller bereits anlässlich der Hundertjahrfeier wissen ließ, nämlich: "Frömmigkeit kennt viele Ausdrucksmittel - von gesammelten Hände falten bis zum kunstvollen Dombau. Wenn die Honschaft Trietenbroich Anno 1876 diese Kapelle erbaute, so setzt sie damit ebenfalls ein Zeichen lebendiger Glaubensfrömmigkeit."

Während der Festreigen zum 125-jährigen Jubiläum bereits am eigentlichen Gründungstag (4.Juli) mit einem feierlichen Gottesdienst im kleinen Gotteshaus eröffnet wurde, trug der sommerliche Festteil am Wochenende familiären Charakter.

Er fand mit dem gelungenen Kindernachmittag bei Kaffee und Kuchen den stimmungsvollen Start. Eine bessere Möglichkeit, die neubürgerlichen Familien mit dem "gewachsenen Stamm" der Trietenbroicher zusammenzubringen und zu beweisen, dass, "wer im Trietenbroich" wohnt, automatisch "Trietenbroicher" ist, müsste noch gesucht werden.

Das stimmungsvolle Jubiläumsfest in der Gartenanlage der Gaststätte Schmitten fand einen abschließenden Höhepunkt mit den Musikfreunden "Gotemseng". Ihr Auftritt brachte gleichzeitig jenen Mann in Erinnerung, der zeitlebens Trietenbroich nie verließ. Er hieß zwar Hermann Kallen wurde aber nur "Gotems Hermann, dä am Eng wunnt" genannt. Daher stammt auch der Name der Musikfreunde "Gotemseng".

Quelle: ngz-online