Heute (31.01.) erschien in der Rheinischen Post ein Gespräch mit Pfarrer Marc Zimmermann zu den Veränderungen in der katholischen Kirche und den strukturellen Anpassungen, die auch Korschenbroich betreffen. Wir fassen die wesentlichen Inhalte zusammen.
Die Zahl der Gläubigen, Priester und ehrenamtlich engagierten Menschen in der katholischen Kirche ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Dies hat zur Folge, dass Finanz- und Planungssicherheit nicht mehr gewährleistet sind. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat Bischof Helmut Dieser für das Bistum Aachen den Prozess der Neustrukturierung angestoßen. Die Bildung von pastoralen Räumen soll als territoriale Grundstruktur die Zukunft der Kirche sichern.
Seit dem 1. Januar 2025 wurden im Zuge des synodalen Gesprächs- und Veränderungsprozesses „Heute bei dir“ die bisherigen 71 Gemeinschaften der Gemeinden (GdGs) zu 44 pastoralen Räumen zusammengelegt. Diese Neuordnung betrifft auch Korschenbroich.
„In den letzten Monaten ist viel in Bewegung“, sagt Pfarrer Marc Zimmermann. Er zeigt sich erleichtert, dass die ursprüngliche Idee von acht Großpfarreien, die Bischof Dieser vorgeschlagen hatte, nach einem Veto aus Rom einer kleinteiligeren Lösung weichen musste.
Zimmermann betont, dass sich die Kirche schon immer an gesellschaftliche Entwicklungen anpassen musste. „Wir spüren die Einschnitte jetzt aber stärker und müssen Antworten geben“, erklärt er. Wichtig sei, dass funktionierende Angebote weiterhin bestehen bleiben und finanziell unterstützt werden. Gleichzeitig müsse überlegt werden, welche Maßnahmen realisierbar sind und wo Ressourcen fehlen.
Die bisherigen Strukturen waren stark innerhalb der eigenen Gemeinschaft orientiert. Traditionelle Gruppen wie Chöre, Frauengemeinschaften oder Kapellengemeinschaften arbeiteten eng zusammen, aber oft ohne übergeordnete Verknüpfung. Zimmermann zieht einen Vergleich zur Stadtentwicklung: „Korschenbroich hat sich aus fünf Ortsteilen zu einer Großgemeinde entwickelt – und das hat funktioniert. Ähnlich ist es mit den kirchlichen Strukturen.“
Der Übergang von der GdG in den pastoralen Raum verläuft in mehreren Schritten. Zunächst bleiben fünf Pfarrgemeinden, fünf Kirchengemeinden, ein GdG-Rat, vier Pfarreiräte, fünf Kirchenvorstände und ein Kirchengemeindeverband bestehen.
Ab 2026 erfolgt der wesentliche Einschnitt: Dann soll es nur noch eine Pfarrgemeinde, eine Kirchengemeinde, einen Rat des pastoralen Raums und einen Kirchenvorstand geben. Eine wichtige Entscheidung steht dabei noch aus.
Bei einer Klausurtagung im Februar werden zwei mögliche Modelle diskutiert:
Die fünf bestehenden Kirchengemeinden lösen sich auf, eine neue Gemeinde mit neuem Namen wird gegründet.
Eine Kirchengemeinde bleibt bestehen, die anderen vier lösen sich auf und treten dieser bei. Der Name der bestehenden Gemeinde bleibt erhalten.
Zimmermann sieht in der ersten Möglichkeit eine gerechtere Lösung, während die zweite Variante aus rechtlicher Sicht einfacher umzusetzen wäre, da kein neuer Rechtsträger gegründet werden müsste. Ihm ist bewusst, dass die Entscheidung für viele Gemeindemitglieder emotional herausfordernd ist.
Trotz der strukturellen Veränderungen wird es weiterhin einen leitenden Pfarrer, ein Pastoralteam sowie Haupt- und Ehrenamtliche geben. Auch in den zukünftigen Filialkirchen werden Gottesdienste gefeiert, Sakramente gespendet und Gemeindeleben ermöglicht. Neben den Kirchen sollen zudem „Orte von Kirche“ entstehen – Räume, in denen Menschen ihren Glauben unabhängig von einer festen Gemeinde leben können.
Zimmermann nennt hier die „Netzwerkkirche“ als Beispiel, die mit experimentellen und kreativen Angeboten neue Wege geht. Ebenso könnten traditionelle Gruppen wie Kapellengemeinschaften als solche Orte fungieren.
Für Korschenbroich ergibt sich eine besondere Situation: Der pastorale Raum deckt sich geografisch mit der bisherigen GdG. In großen Städten hingegen werden oft mehrere GdGs zusammengeführt.
Die kommenden Monate werden entscheidend für die Zukunft der Kirche in Korschenbroich sein. Die Veränderungen stellen eine große Herausforderung dar, bieten aber auch die Möglichkeit, die Kirche neu zu gestalten und an die Bedürfnisse der Gläubigen anzupassen.