Was kommt eigentlich nach dem Tod, fragt die Netzwerkkirche

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waskommtnachdemtod?
Datum:
Do. 3. Nov. 2022
Von:
Christoph Sochart

Den Duft des Verstorbenen plötzlich in der Nase habend, die Seele des toten Vaters in der Nähe spüren, Seelenbegleitung in der Kirche und durch Geistheiler: prall gefüllt war der Abend der Trauergruppe, die sich aus Angehörigen aus Korschenbroich und Mönchengladbach zusammensetzt (wir haben an dieser Stelle bereits berichtet).

Erstmalig bieten zwei benachbarte GdGs, stadtüberschreitend, ein gemeinsames Trauerangebot an. Vier Monate treffen sich zehn Angehörige, alle haben ihren Partner, ihre Partnerin verloren, abwechselnd in St. Marien Pesch in Korschenbroich und im Paul-Schneider-Haus in Mönchengladbach-Pesch.

Geleitet wird die Gruppe von Gemeindereferentin Christina Kortmann (GdG Mönchengladbach-Ost) und dem ehrenamtlichen Trauer- und Sterbebegleiter Christoph Sochart (GdG Korschenbroich).

Am 5. Abend der Gruppe begab man sich gemeinsam auf Spurensuche, was nach dem Tod passiert. Es wurde an teilweise vergessene Bilder und Erfahrungen angeknüpft und "Herz und Hirn sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden", denn wir erleben oft, dass Kinder eher kreativ an dieses Thema herangehen, während Erwachsene sich selbst begrenzen durch allzu kritisches Denken.

Dabei sein die Seelenbegleitung  ein zentraler Bereich in der Unterstützung der Toten. In der katholischen Kirche kennen wir beispielsweise die Fürbitten, die Seelenmesse und das Sechs-Wochen-Amt (denn die Seele des Verstorbenen kann sich bis zu 40 Tagen in der Nähe des Verstorbenen aufhalten, so auch "Erfahrungen" in der Gruppe an diesem Abend).

Viele Menschen, so erfuhren wir im Gespräch, die sich auf Sterbende und Toten einlassen, berichten von Erfahrungen und Gefühlen, die mit unserem Weltbild schwer in Einklang zu bringen sind: der Gesichtsausdruck des Verstorbenen verändert sich, die Seele bleibt spürbar anwesend und sie entfernt sich nur langsam. Zwischen den Lebenden und Toten scheint eine Trennlinie zu verlaufen, aber die Grenze wird von vielen als durchlässig erlebt.

"Für den gläubigen Menschen ist die Seele jener unverwesliche Kern des Menschen, der nach dem Tod von Gott und bei Gott geborgen ist. Wie das genau vorzustellen ist, bleibt letztlich ein Geheimnis", schreibt GdG-Leiter Pfarrer Marc Zimmermann (Korschenbroich) dazu. Und weiter: "Meine Hoffnung ist, dass unsere Verstorbenen (...) befreit sind zu einem Leben in der Grenzenlosigkeit und Leichtigkeit, in der Liebe und Wahrheit". Ein schönes Bild, dass Pfarrer Zimmermann dort beschreibt.

Victor Hugo hat einmal den Satz geprägt: "Du bist nicht mehr da, wo du warst, aber du bist überall, wo wir sind". In diesem Sinne: Wir wissen nicht, was nach dem Tod unserer lieben Verstorbenen geschehen ist. Jede und jeder entwickelt seine eigenen Vorstellungen vom Leben nach dem Tod, und alles ist richtig so wie es gefühlt und gedacht wird. "Es gibt kein falsch oder richtig", betont Christina Kortmann. "Alles Gehörte und Gefühlte zeigen uns aber einen Weg, eine Vorstellung zu entwickeln, mit der wir leben können".