Im Team der Pescher Netzwerkkirche gibt es schon seit einigen Jahren eine "Osterkrippe" im privaten Wohnraum. Im Nachfolgenden blicken wir hinter die Kulissen der "Osterkrippen"- Tradition.
"Osterkrippen gibt es nicht!" Ich erinnere mich an diese Aussage eines Gemeindemitglieds vor einigen Jahren. Seine Position war klar und eindeutig: Das Wort "Krippe" meine die Futterkrippe, in der Jesus nach seiner Geburt gelegt wurde und sei deshalb ein eindeutiges "Weihnachtssymbol". Man solle Darstellungen zu Ostern "Ostergrab" nennen, jedoch nicht "Osterkrippe".
Wie auch immer - trotz meiner theologischen Schulungen und Weiterbildungen kann ich dem Mann theologisch nicht widersprechen. Wohlmöglich hat er durchaus Recht.
Gleichwohl gibt es eine lange Tradition dieser Darstellungen, die sich nicht alleine auf das "Grab" begrenzen. Insofern wäre der Begriff "Ostergrab" oft zu kurz gegriffen.
Die Darstellung der Fastenzeit ist im christlichen Kulturkreis eine Selbstverständlichkeit. Wir kennen die Leidensgeschichte Jesu dargestellt in Fensterbildern, an Wänden und in Pesch auch als Fußfälle im Pescher Feld: die Fußwallfahrt in Pesch hat ebenfalls eine lange Tradition.
Der Brauch "Osterkrippen" oder auch der "Passionskrippen" ist weniger bekannt, aber es gibt ihn: in einigen Kirchen Deutschlands (z.B. „Maternkapelle Bamberg“ www.bamberg.info), in Seniorenheimen (z.B. in Mönchengladbach) und im privaten Wohraum für die Initiative der "Netzwerkkirche".
Wovon erzählt die Osterkrippe? Während die Weihnachtskrippe von der Geburt Jesu berichtet, lädt die Passionskrippe dazu ein, sich mit dem tragischen Ende unseres Herrn zu beschäftigen, jedoch auch mit Auferstehung und der freudigen Wendung der zunächst traurigen Ereignisse.
"Die Tradition der Osterkrippe reicht weit zurück", las ich vor kurzem in einem BLOG. Weiter hieß es dort:
"Im 18. und 19. Jahrhundert war die Passionskrippe weit verbreitet, bevor sie in Mittel- und Westeuropa fast völlig in Vergessenheit geriet. Erst allmählich widmen sich Holzbildhauer wieder diesem schwierigen Thema und erschaffen Passionskrippen, die vorwiegend in Kirchen das Leiden Jesu dem interessierten Betrachter näherbringen. Die Darstellung der verschiedenen Stationen der Passionsgeschichte erfordert neben künstlerischen Geschick die Bereitschaft, sich intensiv mit den traurigen und grausamen Szenen auseinanderzusetzen. In einigen Gemeinden entstehen selbstgemachte Osterkrippen unter Mitwirkung zahlreicher Gemeindemitglieder in langfristig angelegten Projekten. In Südeuropa ist die Fastenkrippe weit verbreitet."
Die Osterkrippe hilft, Kindern (und auch Erwachsenen), die biblischen Hintergründe des Fests auf eine leicht verständliche Art zu veranschaulichen.
"Auch Erwachsenen" fragen Sie vermutlich jetzt. Dazu gibt es von mir ein eindeutiges: JA, auch Erwachsenen. Umfragen zufolge ist den meisten Deutschen der Grund für das Osterfest nicht mehr bewusst. Für die meisten (81 Prozent) ist es vor allem ein harmonisches Familienfest, verbunden mit gutem Essen und Trinken (73 Prozent). Aber, auch Gläubigen und fastenden Menschen hilft die Osterkrippe: man kann ins Gespräch kommen über schwierige Themen des Lebens wie Tod, das Gefühl der Verlassenheit und Ängste. Mit der Krippe ist zudem das Ende der Passionszeit in Sicht, was fastenden Menschen die Kraft gibt, die letzten Tage voller Entbehrungen auch noch durchzuhalten.
Osterkrippen sind oft größer, denn die Ereignisse von Palmsonntag bis zum Emmausgang sind dicht gedrängt. Unsere kleine Pescher Osterkrippe beginnt mit dem Einzug nach Jerusalem am Palmsonntag. Es folgt der Gründonnerstag, mit dem letzten Abendmahl, mit dem betenden Jesus im Garten Gethsemane und Judas, der Jesus ja bekanntlich verrät.
Die Kreuzigung am Karfreitag nimmt in der Osterkrippe einen großen Raum ein. Auch das verschlossene Grab am Karsamstag ist zu sehen, bevor am Ostersonntag die Frauen vor dem geöffneten Grab Zeuginnen des Wunders der Auferstehung werden. Auch das Gespräch des auferstandenen Jesus mit den Emmaus-Jüngern fehlt nicht.
In anderen Osterkrippen wird auch die Geißelung Jesu, die Gefangennahme am Ölberg, die Verurteilung Jesu und wie Jesus in den Himmel aufsteigt gezeigt.
Bezogen auf die Figuren der Passionskrippe gehören Jesus an den verschiedenen Stationen seines Leidenswegs gehören dazu, Jünger wie Judas und Johannes, die römische Soldaten, Maria Magdalena und die anderen Frauen am Grab, das Volk, Pontius Pilatus und das einfache Volk.
Im Bild (Foto: Johann-Friedel Sochart) unserer Osterkrippe wird der Palmsonntag dargestellt. Der Palmsonntag trägt den Anfang und das Ende in sich. Beim triumphalen Einzug in Jerusalem wird Jesus gefeiert wie ein König. Ein wundertätiger, friedlicher Herrscher, dessen weiteres Schicksal aber schon besiegelt ist – die Karwoche und damit die Tage des Leidens und Sterbens Jesu stehen bevor. Doch dieser König der Juden, der auf einem Esel in die Stadt geritten kommt, stellt sich dieser unvorstellbaren Aufgabe. Der Evangelist Matthäus (21,7-11) beschreibt, wie die Jünger Jesus eine Eselin brachten und ihn daraufsetzten. "Sehr viele aus der Volksmenge aber breiteten ihre Kleider auf den Weg, andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg", schreibt Matthäus begeistert.